Gedenkveranstaltungen

Recklinghausen: Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof 2018

„Ich jedenfalls, solange wie ich lebe, kann wieder zum Friedhof zurückgehen“, so wünschte es sich Rolf Abrahamsohn am 4. November 2018 im jährlichen Gedenken an die Deportation der jüdischen Gemeindemitglieder aus Recklinghausen ins Ghetto/KZ Riga. Auch er und seine Mutter waren dabei. Als einer der wenigen hat er Horror, Quälerei, Hunger, Todesgefahr überlebt und kehrte nach Recklinghausen zurück. Er starb mit 96 Jahren am 23. Dezember 2021 und ist auf dem Jüdischen Friedhof begraben.

Herten: Franz und Ernst Harter

„Wie die Bewegung, so die Verpflegung“ * war das Motto des Schuhläufer-Straf-Kommandos im KZ Sachsenhausen bei Berlin, eigentlich ein Todesmarsch, denn die Häftlinge mussten auf unterschiedlichen Belägen, aus Schotter, Sand, Steinen und Asphalt, für namhafte deutsche Firmen Gummi und Leder-Ersatzstoffe unter realistischen Bedingungen auf Haltbarkeit testen – in der Regel über 40 Kilometer jeden Tag, bei schlechter Ernährung. Auftrag und Aufsicht kamen vom Reichswirtschaftsministerium. Franz Harter überlebte diese Tortur nicht.

Frankreich: Gedenken an der Mur des fusillés in Arras 2019

Vor 75 Jahren, in der 1. Septemberwoche 1944, wurden Arras und das Departement Pas-de-Calais im Norden Frankreichs durch die Truppen der West-Alliierten von der seit Mai 1940 dauernden deutschen Besatzung befreit. Diese hatten 218 Widerstandskämpfer zwischen dem 21. August 1941 und dem 22. Juli 1944 erschossen. Der jüngste unter ihnen war gerade 16 Jahre alt: „Mort pour la France“. Gestorben für Frankreich – dieser Zusatz wurde oft ausgesprochen bei der Verlesung aller 218 von den Deutschen erschossenen Widerstandskämpferinnen und –kämpfer.

Herten: Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 2019

Pogromnacht in Herten: Niemals vergessen!

Anna und Ferdinand Abraham, Helene und Michael Mendlicki waren die letzten vier jüdischen Menschen in Herten, die hier in der sog. „Reichskristallnacht“ um ihr Leben fürchten mussten. Sie wurden 1941 zwangsweise in eine Baracke im Hertener Norden einquartiert und schließlich am 27. Januar 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Im Mittelpunkt des Gedenkens an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 stand 2019 die jüdische Kaufmannsfamilie Simmenauer.

Berlin: Gedenken am 18.10.2019 am Mahnmal »Gleis 17« im Grunewald

Am 18. Oktober 1941 verließ der erste sogenannte Osttransport den Berliner Bahnhof Grunewald nach Litzmannstadt, dem heutigen Lodz in Polen. In dem Zug waren mehr als 1.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer, die zuvor zu Fuß durch halb Berlin marschieren mussten, vor den Augen der Berliner Bevölkerung. Insgesamt wurden in der NS-Zeit weit über 50.000 Berliner Juden ermordet. Ab 1942 fuhren Deportationszüge auch vom Anhalter Bahnhof und vom Güterbahnhof Moabit in Ghettos und Vernichtungslager, unter anderem in Minsk, Riga, Warschau, Theresienstadt, Sobibor und Auschwitz.

Herten: Sagt NEIN am 1. September 2019 am Zwangsarbeiter-Mahnmal Scherlebeck

Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg !
Das war die Losung, die Thomas Prinz, Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes Herten, in seinen einleitenden Worten zur Mahnung und Aufforderung ausgab. Vor genau 80 Jahren zettelten die Deutschen mit dem Überfall auf Polen den 2. Weltkrieg an, der unendlich viel Leid und Tod für die halbe Welt bedeuten sollte.

 

Gladbeck: Gedenken 9. November 2018 Ida und Max Kaufmann-Haus

– in lateinischen und hebräischen Buchstaben.

Diesen neuen Namen trägt das Haus der AWO in der Horster Str. 54 in Gladbeck seit dem 9. November 2018 und erinnert an die vor mehr als 80 Jahren hier lebende jüdische Familie mit ihren acht Kindern.

Recklinghausen: Gedenken am 27.1.2018 im Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg

Auch ihre Krankenakte ist vernichtet.

Diesen Satz musste Helmut Monzlinger von der Gedenkstätte Treise-Kapelle allzu oft vorbringen, wenn es darum ging, einige ausgewählte Schicksale von Euthanasieopfern aus dem Kreis Recklinghausen vorzustellen.

Recklinghausen: Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof 2017

Jedes Jahr Anfang November, seit 1945, gedenkt die jüdische Kultusgemeinde Recklinghausen ihrer nach Riga deportierten Mitglieder in einer Feierstunde auf dem jüdischen  Friedhof, so auch am 5. November 2017.

Wir dokumentieren die Redebeiträge von Landrat Cay Süberkrüb, dem Überlebenden Rolf Abrahamsohn und dem Journalisten Lorenz S. Beckhardt.

Landrat Cay Süberkrüb

„Es wird, kann und darf keinen Schlussstrich geben“ in der Erinnerung an die Katastrophe und in der Auseinandersetzung um die Geschichte von Nazi-Deutschland. Es ist „unsere Verantwortung und immer währende Verpflichtung“, die demokratischen Errungenschaften unserer Gesellschaft, Menschwürde für alle, zu verteidigen.

Rolf Abrahamsohn

„Seit 1945 bin ich hier, jedes Jahr am 3. November  bin ich zum Friedhof gegangen!
So berichtet der 92jährige Rolf Abrahamsohn, der einzig Überlebende seiner Familie, die 1942 aus Recklinghausen ins Ghetto Riga deportiert wurde.

Lorenz S. Beckhardt

Es sieht so aus, als ob wir die „Illusion, Deutschland als Ganzes habe aus seiner Geschichte gelernt, aufgeben müssen.“ Der Journalist und Autor seiner jüdischen Familiengeschichte, Lorenz S. Beckhardt, zeigt klar und deutlich die gegenwärtigen politischen Tendenzen bei uns als brandgefährlich auf.

Recklinghausen: Gedenken zum 9. November am Kugel-Mahnmal

"Die Erinnerung an die Reichspogromnacht 9./10. November 1938 erinnert uns an die Pflicht, aus der Vergangenheit zu lernen", so formulierte der Recklinghäuser Bürgermeister Christoph Tesche in seiner Rede. Wie jedes Jahr versammelten sich am Abend des 9. November 2017 am Kugel – Mahnmal, unweit der alten, zerstörten und der neuen Synagoge in Recklinghausen, ungefähr 200 Menschen, um der jüdischen Opfer der Pogromnacht, der Opfer in den Konzentrationslagern, wie auch aller Opfer der Nazizeit zu gedenken.

Gelsenkirchen: Erinnern in der Neuen Synagoge

„Wenn eure Stimmen verklungen sind, sind wir verloren.“

Dieser Satz aus dem Text der Oper „Die Passagierin“ *) bleibt, so Klaus Hermandung, unser Programm in Gesprächen mit den heute noch Überlebenden der Nazi-Zeit und auch danach. In der Neuen Synagoge in Gelsenkirchen befragte er die überlebende getaufte Jüdin, Schwester Johanna Eichmann aus Dorsten, über ihr Leben während und nach der Nazizeit.

*) Die Oper „Die Passagierin“ wurde im Januar 2017 im Theater im Revier in Gelsenkirchen aufgeführt und setzt sich mit einer dramatischen Begegnung einer ehemaligen KZ-Aufseherin mit einer ihrer besonderen Häftlingsfrauen auseinander.

„Wir können nie wieder auf deutschem Boden wohnen“ zitierte Klaus Hermandung, der Moderator des Erinnerungsgesprächs in der neuen Jüdischen Synagoge, am 7. Februar 2017, ein den Nazi-Terror überlebendes jüdisches Ehepaar.

Ganz im Gegensatz dazu entschied Kurt Neuwald, Vater der jetzigen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen nach dem Krieg: Wir kehren wieder in unsere Heimatstadt zurück.