Vernichtung im Osten

Im deutschen Vernichtungskrieg im Osten, insbesondere in der damaligen UdSSR, wurden Millionen Menschen ermordet. Geflohene und gerettete Überlebende kommen auf dieser Seite zu Wort, aber auch zwei nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiterinnen.

Emilia Shechtman

Emilia berichtet über ihre Flucht aus Charkow weit in den Osten Asiens, bis nach Chimkent in Usbekistan. Ihr Vater kam als Soldat ins eingeschlossene Leningrad und sah schreckliche Szenen mit vielen Toten, die auf den Straßen liegengeblieben waren. Und in Charkow kursierten kaum zu glaubende Gerüchte über Massenerschießungen von Juden aus Kiew – gemeint waren die Erschießungen von 33.000 Juden in der Schlucht von Babyn Jar. Nachbarn der Familie, die diese Gerüchte nicht glauben wollten, wurden ermordet und waren nach dem Krieg nicht mehr in Charkow.

Zofia Ogłaza geb. Karpuk

Bitte, bitte, eine Schnitte
An diesen Satz erinnert sich Zofia heute noch, als sie im Jahre 2021 mit 86 Jahren in Urfar den Bauernhof aufsuchte,  wo ihre Mutter vor fast 80 Jahren Zwangsarbeit leisten musste. Ihr jüngerer Bruder Janusz war auch dabei, denn die Kinder sollten in Polen nicht als Waisen zurückbleiben – der Vater war bereits nicht mehr zu Hause, weil er im polnischen Widerstand kämpfte. Unter dramatischen Umständen starb die Mutter Anfang 1945, so dass die Kinder, nach kurzer Erholung in Bayern und der Schweiz dann doch in einem Waisenhaus in Polen aufwachsen mussten.

Nelya Kapustina

„Bis heute ist ein mit Butter bestrichenes Brötchen mein Leibgericht“, bekennt Nelya Kapustina, am 9. September 1929 in der heute ukrainischen Stadt Tschernijiv geboren. Das hat mit einer, wie sie es ausdrückt, „Sünde“ zu tun, die sie als 12Jährige, gerade einen Monat vor dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, begangen hatte. Mit dem Überfall kommt der Hunger, der nicht aufhört. Und ständige Flucht. Mit ihrem Eltern flieht Nelya von Winniza im Westen immer weiter nach Osten – sie wissen vorher nicht, wo genau es hingeht.

Anna Mickhailova

Wir fuhren mit dem Zug in die Falle
– geradewegs in die Katastrophe der Blockade Leningrads! Als 11 jähriges Mädchen kommt Anna erholt vom Wolga-See aus den Sommerferien nach Hause und muss gleich alle Entbehrungen und Schrecknisse des deutschen Angriffs auf Leningrad miterleben. Die Blitzkrieg-Strategie der deutschen Generäle geht jedoch nicht mehr auf, der Vormarsch der deutschen Wehrmacht kommt zum Erliegen und Teile der „Heeresgruppe Nord“ müssen abgezogen werden zum Sturm auf Moskau.

Halina Molotkova

Ich habe meine Mutter nie lächeln sehen

Halina war 5 Jahre alt, als ihre Heimatstadt Smolensk drei Tage nach dem Überfall von Nazideutschland auf die Sowjetunion im Juni 1941 von deutschen Raketen bombardiert wurde. Sie wuchs bis dahin in sehr bescheidenen Verhältnissen, dennoch als glückliches Kind in einer jüdischen, aber nichtgläubigen Familie auf. Ihre Schwester war bei Kriegsbeginn 10 Jahre alt, ihr kleiner Bruder erst einen Monat.

Alexander Nikiforov

Im Brot war Sägemehl beigemischt – für Kinder eine dünne Scheibe pro Tag

Alexander erzählt die Geschichte seiner Kindheit, in der er die Belagerung der zweitgrößten russischen Stadt, Leningrad, das heute wieder St. Petersburg heißt, durch die deutsche Wehrmacht, erlebte.

Abram Ilmer

Mit 11 Jahren musste ich die Mutter unterstützen, Bäume fällen, Pferde hüten

Abram Ilmer berichtet in unserem Erzählcafé des Bundesverbandes Information & Beratung für NS-Verfolgte in Recklinghausen von seinem Verfolgungsschicksal.

Alle in seiner Heimatstadt verbliebenen Juden wurden wenige Wochen nach Beginn seiner Flucht ermordet.

Boris Genkin

Boris Genkin, geboren 1930 in eine jüdische Familie, erlebte als 11jähriger in Charkow (Ostukraine) am 22. Juni 1941 den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion.

Sein Vater ging sofort zur sog. Volkswehr, die zerbombte Häuser und Gleisanlagen reparierte. Seine Mutter organisierte die „Evakuierung“ der Familie, denn Charkow wurde bereits im August 1941  bombardiert.

Maria Laskowski

„Nach Deutschland zu arbeiten geht ihr!“- diese Auskunft an die jungen Frauen und Männer im deutschen Güterwaggon aus der Sowjetunion mitten im Krieg, klang nicht wie eine wunderbare Ferienreise.

Die 18jährige Maria Wolwatschewa wurde nach Herten im Ruhrgebiet verfrachtet, zur Zeche Schlägel und Eisen.

Valery Kuznetsow

„Ich würde mir wünschen, dass man heute nicht mehr weiß, was das Wort „Krieg“ bedeutet…“ so beschließt Valery Kuznetzow seinen Bericht.

Geboren wurde er 1937 in eine jüdische Familie in der Stadt Artemosk im ostukrainischen Donbas und erlebt als 4jähriger am 22. Juni 1941 den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. Sein Vater wird sofort als Soldat zur Roten Armee eingezogen.